Kürzlich habe ich eine Liveaufnahme unserer Band aus der Bischofsmühle von vor 37 Jahren gehört und war über die Qualität der Mucke erstaunt. Ich war bis jetzt immer der Meinung, es wäre besser, sich die alten Sachen nicht anzuhören, weil sie wahrscheinlich schrecklich sind. Das ist aber nicht so.

Über all die Jahre hat unsere Combo immer wieder nach links und rechts geschaut und dabei die Puristen vergrätzt. Aber wir sind uns treu geblieben. Wir haben Ausflüge in die Popwelt unternommen und schon früh Soulnummern ins Programm genommen. Die Popära war eher ein Fehltritt, aber Soulnummern so zu spielen, dass sie zur Combo passen, war der richtige Weg.

Wohin läuft es denn im Blues in diesen Tagen? Unsere Musik ist sehr facettenreich und hat sich mit den großen Meistern ständig weiterentwickelt. B.B. King hat alle möglichen Dinge ausprobiert : von der schmalzigen Streichernummer über Funky, bis hin zum traditionellen Blues. Das Gleiche gilt für viele andere große Namen des Blues. Man kann ja auch nicht 40 Jahre immer die gleichen drei Harmonien spielen und davon singen, dass mein Baby heute Morgen abgehauen ist.

Aus diesem Grund haben wir mit unserer letzten CD das Experiment gewagt, die alten Meistern zu huldigen und uns auf unsere Wurzeln zu besinnen, gleichzeitig aber den Bogen ins Heute zu schlagen.

Unser Publikum mag das. So habe ich für mich zum Beispiel auch T-Bone Walker wiederentdeckt, der auch im Laufe der Jahre ein breites musikalisches Spektrum abdeckt. Spannend ist, wie die jungen Musiker unsere Musik weiter entwickeln werden. Wir werden weiterhin Altes in Ehren halten und Neues aufnehmen.

Der Blues geht seinen Weg, wohin? Keine Ahnung!

Falk Stehr