Von Uli Kniep

Das ist eine Auszeichnung der besonderen Art für eine Band und Stilistik abseits des Mainstream. Lösekes Blues Gang aus Hildesheim haben am 17. Dezember von der Deutschen Popstiftung den Deutschen Rock und Pop Preis 2022 in der Sonderkategorie für ein halbes Jahrhundert Bandgeschichte verliehen bekommen. Wegen einer Corona Erkrankung konnte die Verleihung erst jetzt nachgeholt werden. Stellvertretend für alle ehemaligen und aktiven Gangster trafen sich Falk Stehr und Bernie Ringe im Büro von Plattenboss Manfred Schütz. Dort ließen auch Verleger Michael Mellenthin und Musikjournalist Uli Kniep die Historie der Band Revue passieren:

Wir schreiben das Jahr 1972: Middle Of The Road dominiert die deutsche Hitparade. Und die wichtigste Frage der Zeit lautete: Gibt es eine Alternative zu Wig-Wam Bam, Popcorn und How Do You Do? Just in diesem Moment schickt uns Lösekes Blues Gang „Best Wishes“ aus Hildesheim: Blues und Boogie statt Wums Gesang: „I ́m Ready“.

Die Band aus der Domstadt läutete eine neue Zeit ein. Harmonika-Spieler und Sänger Bernie Ringe und Frontmann Falk Stehr sollten fortan eine Alternative zu Glam Rock und Glitter darstellen: „Sweet Home Chicago“ statt Sweet.
Bis 2022 spielte LBG mehrere Alben ein, jedes einzelne bestückt mit ambitionierten eigenen Songs und mutig interpretierten Kompositionen großartiger Kollegen wie Robbie Robertson, George Harrison, Sting und Randy Newman. Immer verstand es das Sextett, die unterschiedlichen Einflüsse auch aus Genres wie Cajun und Rock zu verschmelzen. Insbesondere aber darf Lösekes Blues Gang stolz darauf sein, mit schwarzen Originalen wie Memphis Slim, Champion Jack Dupree und Blind John Davis zusammengespielt zu haben – eine Würdigung ihrer Talente der besonderen Art. Denn das „schwarze Brett aus dem Potte“ spielte live und im Studio kompetent auch Klassiker alter Meister wie Muddy Waters,

BB King und Jimmy Reed.
Und die treue Fangemeinde weiß die handwerklichen Fähigkeiten und die Entertainerqualitäten aller Solisten seit gut 50 Jahren zu schätzen. Die grandiose Stimmung bei Lösekes mitreißenden Gigs ist legendär. Ob open air bei der Hildesheimer Jazztime oder in heißen Clubs wie der Bischofsmühle – die Fans sind aus dem Häuschen. Dieser Sixpack dokumentiert die außergewöhnliche Karriere einer Gruppe, die bis heute „Red Hot Mama“ einer „Mama Loo“ vorzieht. Das bewies die Band eindrucksvoll bei einem Jubiläumskonzert mit Freunden und ehemaligen Mitgliedern kürzlich in Hildesheim, wo das preisgekrönte Sixpack mit einer Auswahl von veröffentlichen LPs und CDs (erscheint bei der hannoverschen Firma MIG) vorgestellt wurde.